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Pippo Pollina in Ilanz

Am Samstag vor Weihnachten überzeugte Pippo Pollina bei einem ausverkauften Konzert in Ilanz das Publikum. Es war eines seiner letzten Konzerte für längere Zeit, welches er in der Schweiz gab.

Samstagabend vor Weihnachten, Ilanz' Strassen sind ruhig. Anders im «Rätia»: Die Zimmer sind ausgebucht, im Restaurant herrscht Hektik. Der Speisesaal ist gut gefüllt, die Bedienung hat alle Hände voll zu tun. Im hinteren Saal eine zusätzliche Tafel; Pippo Pollina, seine Techniker und sein Palermo Acoustic Quintet speisen dort, stärken sich für das bevorstehende zweieinhalbstündige Konzert.


Eine gut gelaunte Band betritt dann pünktlich die Bühne im Sil Plaz. Auch mit 160 anwesenden Besucherinnen und Besucher ist die Stimmung familiär, als wäre es ein Kon- zert für Familie und Freunde. Im Publikum hat es denn – neben seinem Bruder und Freunden aus Sizilien – auch einige sehr treue Konzertbesucher, die die familiäre Stimmung mittragen, die sie vielleicht sogar mitverantworten. So etwa das Paar am Büh- nenrand, das seit 20 Jahren Pollinas Konzerte besucht. Es ist sich einig: Seine Auftritte seien kraftvoller geworden durch die Jahre. Pollina kündet die Lieder an, erzählt von früher, von seiner persönlichen Geschichte, von seiner musikalischen Vergangenheit und von einem seiner ersten Konzerte in der Schweiz, das in Disentis stattfand, von der wunderschönen Landschaft der Surselva, die ihm so eindrücklich in Erinnerung geblieben sei. Schade aber, sei das Meer nicht da. Das Meer, genauer das Mittelmeer, ist dem «Palermitano» wichtig. Das Mittelmeer mit seinen 7000 Jahre Geschichte, die so wesentlich sei für die Entwicklung der westlichen Kultur, ja, es bedeute ihm viel.
Mit seinen Liedern und mit seinen Anekdoten nimmt Pollina das Publikum mit an sein geliebtes Mittelmeer, zu den Gelaterie, zu den Granatbäumen, zu den geheimen Plätzen seiner Kindheit. Und für einen Augenblick lässt Pollina vergessen, dass Winter ist und wir umgeben von Bergen sind.


Pollinas Texte berühren, wecken die Sehnsucht, Erinnerungen – und einige ermutigen, lassen durchblicken, dass der Cantautore ein kämpferisches und visionäres Herz hat. Seine Musik und seine Texte schaffen es in die Reihen der grossen italienischen Balladen. Wenn er von Sizilien erzählt, von seinem Sizilien, so spricht er nicht nur über seine Identität als Ausland-Sizilianer, sondern vor allem über Zugehörigkeiten jenseits von Grenzen.


Mit einem überzeugenden Auftritt im ausverkauften Tribuna Sil Plaz klingt Pippo Pollinas L’Appartenenza-Tour aus. Das Finale hat er auf den 22. August 2015 gesetzt – im Hallenstadion in Zürich. Dies wird für zwei Jahre sein letztes Konzert in der Schweiz sein, seine bevorstehenden Konzerte werden ihn und die Palermo Acoustic Band in den kommenden zwei Jahren nach Deutschland, Österreich und Italien führen.