Publikationen

Adoptierte Palmen in Jericho

Medjool-Datteln gelten als die Königinnen unter der Wüstenfrucht. Davon hat Susanne Triner (67) im vergangenen Jahr über 9000 Kilogramm in die Schweiz importiert. «Und erstmals auch zwei Paletten nach Österreich.»

Die Datteln wachsen in der A-Zone in Palästina. Dorthin zog Triner 2005, mit der Vision, «Menschen zu verbinden und zusammenkommen zu lassen, um sich gegenseitig bei der Umsetzung von Ideen und Projekten zu unterstützen». Daraus entstand das Konzept «Together to One – Zukunft zum Mitmachen». Und – es sollte vom tiefsten Punkt der Erde ausgehen. «Das ist die Stadt Jericho, sie liegt auf 250 Metern unter dem Meeresspiegel», so die gebürtige Schwyzerin.

Inbegriff von Nachhaltigkeit

2007: Adnan Jaber, einer der Mitbegründer des Projekts, hatte zusammen mit anderen palästinensischen Bauern gerade seine Existenz verloren. «Die Kleinbauernkooperative hatte bei einem Cherry-Tomaten-Projekt der EU mitgemacht, aber niemand hatte bedacht, dass die salzige Erde für die Tomatenpflanzen schädlich ist.» Der Einsatz war geleistet, die Ernte fiel aus. Keine Ernte, kein Verdienst. «Ali Filali, ebenfalls Mitinitiant, wusste vom Verlust der Bauern und lud sie zum ‹Together to One›-Tag ein, einem monatlichen Treffen, bei dem Menschen jeden Alters ihre Ideen, Projekte und Wünsche einbringen können», erklärt Triner. «Wir hatten kein Geld, aber gute Ideen und Adnan besass 80 Palmensetzlinge auf gepachtetem Land. Palmen wachsen im Jordantal seit 6000 Jahren, sie sind der Inbegriff von Nachhaltigkeit.» Da es bis zur ersten Ernte jedoch fünf Jahre dauert, musste diese Zeit überbrückt werden.

Susanne Triner wandte sich spontan an ihre Freunde und bot ihnen Palmen zur Adoption an. «Wir starteten mit 20 Adoptionen, damit konnten wir einen Zaun um die Plantage herum bauen.» Heute wachsen in Jericho, auf dem «Adopt a Palm»-Land, rund 800 Palmen. Davon sind 757 adoptiert. Ungefähr ein Viertel der Ernte wird nach Europa importiert.

Biodiversität und lokale Permakultur statt Label

Was aus der Not eines Kleinbauern heraus entstanden ist, trifft inzwischen den Nerv der Zeit. Und das Einkaufsverhalten vieler Konsumentinnen und Konsumenten. Man möchte wissen, woher die Produkte kommen, man möchte die Produzenten kennen, ihnen vertrauen, ohne auf Qualität zu verzichten. «Das ‹Adopt a Palm›-Projekt orientiert sich seit Beginn an Bio- und Fair-Trade-Richtlinien. Wir achten auf Biodiversität und lokale Permakultur. Zudem fördern wir das Familienleben in der Natur», ist von Triner zu erfahren. Die Zertifizierung aber ist aus Administrations- und Kostengründen zweitrangig. «Lange Zeit hatten wir Schwierigkeiten, unsere Datteln in Bio-Läden zu verkaufen, weil sie kein Label haben.» Stattdessen entstanden andere Partnerschaften und ein E-Shop. Dort können nicht nur Datteln, sondern auch Dattel-Gebäck, Dattel-Würste und Dattel-Essig bestellt werden. Die Datteln selbst werden mittlerweile in rund 30 Läden, auch Bio-Läden, schweizweit verkauft.

Die ungeklärte politische Situation Palästinas laste natürlich auch auf dem Projekt, sagt Triner. «Wir sind politisch nicht aktiv.» Manchmal höre sie aber diesbezüglich auch kritische Stimmen. «Ich wurde schon gefragt, ob wir mit dem Projekt Geld für Terroristen sammeln.» Das sei für den Weg an die Öffentlichkeit hinderlich gewesen. Inzwischen habe ein Bewusstseinswandel stattgefunden und die Gestaltung der Zukunft liege vielen am Herzen. «Als wir anfingen, sprach man in der Schweiz nicht von einem Miteinander, sondern von ‹besser, schneller, höher.»

Durchhaltevermögen und Geduld

Mit «Adopt a Palm» kann Susanne Triner ihre Fähigkeiten als Unternehmerin und ihre intuitive Herangehensweise zusammenbringen – sie leitete viele Jahre zusammen mit ihrem damaligen Ehemann das Schwyzer Verlags- und Druckereiunternehmen Triner Media + Print. Als Projektverantwortliche von «Adopt a Palm» arbeitet sie ehrenamtlich. Die Stunden, die sie in das Herzensprojekt investiert hat, könnte sie gar nicht erst zählen. «Es ist die Freude an der Arbeit, das Umsetzen-Können von Ideen, was mich reich macht.» Seit 2012 wohnt Susanne Triner im Bucheggberg, der Verein «Together to One» ist kürzlich von Lüterkofen nach Lohn-Ammannsegg umgezogen.

Geduld gefragt 

Für einmalig 210 Franken kann man auf www.adoptapalm.com eine Palme adoptieren, die dann den eigenen Namen oder einen Wunschnamen trägt. Die ersten Früchte erhält man nach fünf Jahren. «So lange dauert es, bis eine Palme Datteln trägt», so Susanne Triner.«Eine Adoption deckt zirka 70 Prozent der Kosten der ersten fünf Jahre eines Palmenlebens.» Bis anhin bot Triner auch jährlich im Februar für kleine Gruppen Reisen nach Jericho an. Sobald es die Situation zulässt, will sie zusammen mit Interessierten wieder eine Reise ins Jordantal durchführen.