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‹So as we are› – Elly Strick bei Katz Contemporary

In ihren neuen Werken stellt die Niederländerin Elly Strik (*1961) die menschliche Figur in den Mittelpunkt. Sowohl ihre klein- und mittel­for­ma­tigen Zeichnungs­serien als auch die über zwei Meter hohen Arbeiten auf Papier zeugen von der Suche nach dem Wesen des menschlichen Daseins.

Zürich — Der Titel der Einzelausstellung bei Katz Contemporary schafft gleich zu Beginn ein Wir – ‹so as we are› – und zeigt somit auf das Ich, auch auf jenes des Betrachters, welcher unverzüglich angesprochen ist und vor die Frage nach dem Wesen des Menschen gestellt wird. Das gleichnamige Werk, zweiteilig, Grafit auf Papier, hat Elly Strik an der räumlich engsten Stelle der Galerie platziert: dem Durchgang vom einen in den anderen Raum.

In der Arbeit ‹so as we are› von 2009 findet sich dann auch das alle Werke prägende Strichelement. Ein Punkt, die Einstichstelle einer Nadel, markiert das eine Ende der geschwungenen Linie, sieht somit einem Follikel ähnlich. Die Linie wird als Haar mit Wurzel kenntlich. Die kurzen Striche, die der Silhouette eines Porträts entlang gereiht sind, erinnern an Härchen, die wie Fühler vom Menschen weg nach aussen führen. Damit ist ein immer wiederkehrendes Element aufgegriffen: Haare, die der Mensch auf seinem Haupt trägt, die ihn umhüllen, die aber auch von ihm weg führen, nach aussen hin, zu dem, was ihn umgibt, als Verbindung zum Universum. Das Haar als äusserster Punkt des Menschen, als Ort, wo das Ich auf seine Umgebung trifft. Insofern als Berührungspunkt nach aussen, aber auch als Grenze nach innen. Das wird deutlich im 265 x 205 cm grossen Porträt von 2001, wo das Haar in farbige Spitzen zusammenläuft – als wären sie mit Energie geladen, Antennen ähnlich, die Information empfangen und abgeben. Das Gesicht ist röntgenhaft, der Schädel des Skeletts nur angedeutet. Züge eines Selbstporträts werden sichtbar. Der Titel wendet sich an den Betrachter: «When you read this, my dearest, I will be near you.» Ist es die Stimme der Künstlerin, des Todes oder meine eigene, die hier spricht?

In den ausgestellten Werken lassen sich Elemente festmachen, die bereits in früheren Arbeiten zu finden sind, zum Beispiel die Pfauenfeder ohne Auge, die, in der dreiteiligen Arbeit ‹Wake› sozusagen auf den Kopf gestellt, zur Totenkerze der Ophelia wird. Im unteren Stock überrascht das Bild einer langohrigen, ägyptischen Ziege, deren Umrisse mehr zu erahnen als zu erkennen sind. ‹Hic et nunc› nennt Strik das Bild von 2011. Denn anders als der Mensch, der stets von Vergangenem und Zukünftigem belastet sei, könnten Tiere ganz im Hier und Jetzt verankert sein, lautet der Kommentar von Elly Strik. Vanessa Simili